Neue Corona-Einreise-Regelungen enthalten Ungereimtheiten
Laborärzte: Rückreise nur mit einem negativen PCR-Test
Die neuen verschärften Corona-Einreise-Regelungen enthalten zahlreiche Ungereimtheiten. Darauf macht der Berufsverband Deutscher Laborärzte (BDL) aufmerksam und fordert, dass bei Reiserückkehrern aus dem Ausland ausschließlich negative PCR-Tests anerkannt werden.
„Wir begrüßen die Ausweitung der Testpflicht auf alle Reiserückkehrer aus dem Ausland“, so der BDL-Vorsitzende Dr. Andreas Bobrowski. Dem Virus sei es schließlich egal, mit welchem Fortbewegungsmittel es seinen Weg nach Deutschland findet. „Dass Kinder unter 12 Jahren grundsätzlich von der Testpflicht ausgeklammert sind, bleibt jedoch erklärungsbedürftig“, kritisiert Dr. Andreas Bobrowski. In vielen Fällen würde das Virus seinen Weg in die Familien über meist asymptomatisch wirkende Jugendliche nehmen. Auch die Ausnahmeregelungen für Pendler und Durchreisende seien vor dem Hintergrund der hohen Infektiosität der Delta-Variante fragwürdig. Nach Angaben der US-amerikanischen Zentren für Krankheitskontrolle und -prävention (CDC) ist die Delta-Variante so ansteckend wie die Windpocken.
„Die Differenzierung unterschiedlicher Risikogebiete ist richtig, genauso wie die damit verbundenen abgestuften Quarantäneregelungen“, so Dr. Andreas Bobrowski. Nicht nachvollziehbar sei hingegen, dass Antigen-Schnelltests und PCR-Tests nach wie vor als gleichwertige Verfahren zum Ausschluss einer Infektion gelten. Sie seien lediglich durch eine unterschiedliche Gültigkeitsdauer voneinander getrennt. Der Antigen-Schnelltest darf frühestens 48 Stunden vor der Einreise erfolgen. Bei einem PCR-Test sind es frühestens 72 Stunden. „Die Politik ignoriert damit nicht nur sämtliche Studien der letzten Wochen über die unzureichende Sensitivität der angebotenen Tests (< 50%), sondern auch die Problematik der Präanalytik bei sommerlich hohen Temperaturen oder gar Hitzewellen, wie sie jetzt gerade aus dem Mittelmeerraum gemeldet werden“, kritisiert der BDL-Vorsitzende. Die hohen Temperaturen würden die Unsicherheit bei den Antigen-Schnelltest deutlich erhöhen.
Grundsätzlich sollten bei Reiserückkehrer aus dem Ausland daher ausschließlich negative PCR-Tests anerkannt werden, fordert der BDL. Bei der Testung im Ausland müsse darauf geachtet werden, dass die Ergebnisse von ärztlich geleiteten Laboratorien unter denselben Qualitätskriterien erstellt werden, wie sie auch in Deutschland üblich seien. „Nur wenn beides sichergestellt ist, kann eine Einreise aus einem Risikogebiet mit gutem Gewissen gestattet werden“, so Dr. Andreas Bobrowski. „Alles andere ist Augenwischerei und trägt zu einer weiteren Verbreitung der Virus-Variante bei.“
„Da wir in Deutschland über ausreichende PCR-Kapazitäten verfügen, sollte auch eine Verkürzung der Quarantäne-Pflicht nur nach Vorlage eines negativen PCR-Testes möglich sein“, empfiehlt der BDL-Vorsitzende. Auch hier dürfe eine unsichere analytische Methode – wie der Antigen-Schnelltest – nicht zum Einsatz kommen. „Kurz vor dem Erreichen einer sicheren Herdenimmunität durch die Impfung der Bevölkerung sollte dieses Ziel – auch wenn in Deutschland gerade Wahlkampf herrscht – nicht mit einer leichtsinnigen Teststrategie aufs Spiel gesetzt werden“, so Dr. Andreas Bobrowski.