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Laborärzte zum Rückgang der Inzidenz in der vierten Welle

 

Keine massive Untererfassung von Coronavirus-Infektionen

 

Keine massive Untererfassung von Coronavirus-Infektionen in Deutschland sieht der Berufsverband Deutscher Laborärzte (BDL) auf Basis des Testgeschehens in den medizinischen Laboren. Auch gebe es keine Hinweise, dass verzögerte Infektionsmeldungen vom Labor zum RKI und in Folge zu den Gesundheitsämtern die Infektionsstatistik derzeit entscheidend verfälschten. „Die Infektionszahlen gehen nicht nur statistisch zurück, die Entspannung ist real“, so die Einschätzung von Dr. Bernhard Wiegel, Vorstandsmitglied des BDL. Vor allem in den süddeutschen Corona-Hotspots habe sich die Lage entspannt: „Wenn in den Facharztlaboren weniger Tests angefordert werden, wirkt sich das mit leichter Verzögerung auf die Infektionsstatistik des RKI aus“, verweist der Facharzt für Laboratoriumsmedizin und für Mikrobiologie aus Niederbayern auf die Zusammenhänge. „Anhand der bei uns angeforderten Tests, der täglichen Positivrate und durch den Austausch mit anderen Facharztlaboren können wir den Infektionstrend gut einschätzen.“

 

Wiegel warnt jedoch vor einem verfrühten Aufatmen in der vierten Infektionswelle: „Wir bewegen uns auf einem sehr hohen Infektionsniveau. Auch in den medizinischen Laboren setzen wir darauf, dass alles für die weitere Eindämmung der Pandemie getan wird. Je höher die Inzidenz, desto belasteter gehen wir in die Feiertage.“ Für die medizinischen Labore stehe schon jetzt fest, dass zum Jahresende weitaus mehr Personal eingesetzt werden müsse als in den Vor-Corona-Jahren. Hinzu komme, dass sich der Infektionstrend durch die Omikron-Mutation schnell wieder umkehren könne.

 

Damit die Infektionsentwicklung künftig besser ausgewertet werden kann, benennt Wiegel fünf Voraussetzungen: „(1) Die Politik muss schneller auf ansteigende Infektionen reagieren, damit es nicht zu einer Überlastung der Gesundheitsämter kommt. (2) Alle Gesundheitsbehörden müssen notwendige Daten auf dem aktuellen digitaltechnischen Entwicklungsstand empfangen, aggregieren und übermitteln können. (3) Die personelle Ausstattung der Ämter gilt es zu verbessern und in Krisenzeiten schneller aufzustocken. (4) Bei allen notwendigen Veränderungen müssen die Facharzt-Labore so eng wie möglich in lokale und regionale Versorgungsstrukturen eingebunden bleiben. (5) Wichtig bleibt die gleichzeitige konsistente Information der Gesundheitsämter und der medizinischen Labore seitens der Länder-Gesundheitsministerien“, so Wiegel.